I Am Nothing But Emotion, No Human Being, No Son, Never Again Son
CD/LP, Blue Soldier Records/Pocket Records/Pastel Music/Love Da Records/Gold Typhoon Music, 2010
Now!
back Der junge Mann hat Tränen in den Augen, offenbar seinen Rasierapparat entsorgt und will nichts als reine Emotion sein. Sein Faible für Fernost hat für einen Bruch in seinem Leben gesorgt. Statt auf ewig im unverbindlichen Indie-Pop zu verweilen, seilt er sich ins Feuer der großen Emotionen ab. Der sperrige Albumtitel ist so durchaus sinnvoll, ein Versuch, seine pianistische und gesangliche Umkreisung der Stille zu fassen. Ausgelöst wurde die aktuelle Reinkarnation Heckers durch den Teufel Alkohol, Entfremdung und die segensreiche Begegnung mit einer japanischen Prostituierten namens Nana. Man sagt, er meditiere nun täglich bis zu sechs Stunden. Das tut seiner Musik gut. In Heckers neuen, wunderbar melodiösen Liedern regieren Wahrhaftigkeit und Sensibilität. Er träumt von heiligen Kerkern und vergoldeter Einsamkeit, ohne ins Ätherische zu kippen. Heckers Prozess einer ekstatischen Verinnerlichung gemahnt an die überwältigende Kunst von Scott Matthew. Als Hidden Track verabreicht er noch eine besondere Delikatesse: eine entrückte Badezimmerversion des Bob-Dylan-Klassikers „Sad Eyed Lady Of The Lowlands“. Dieses sechste Album ist zweifellos der bisherige Höhepunkt im Schaffen eines dünnhäutigen Künstlers, der seine Krisen kreativ verwertet. Den vor kurzem noch an sich selbst konstatierten Verwesungsprozess hat er damit eindrucksvoll gestoppt. Der Glamour ist abgeschafft, die innere Schönheit erwacht.