I’ll Be A Virgin ... CD

Rose

CD/LP, Kitty-Yo Int. 2003


Maximilian Hecker | Rose

back Folgende Begebenheit hat sich, laut einer verlässlichen Quelle, tatsächlich so oder zumindest sehr ähnlich zugetragen: Kurz vor dem Erscheinen der ersten Maximilian-Hecker-Platte war Dirk von Lowtzow zu Gast im Büro des damaligen Kitty-Yo-Bosses Patrick Wagner. Sie saßen dort bei einer nachmittäglichen Tasse Tee. Im Hintergrund lief die gerade eingetroffene Promopressung von "Infinite Love Songs". Beiläufig bemerkte Partick: "Ist wahrscheinlich nicht so dein Ding, oder?" Daraufhin antwortete Dirk: "Nee, ich glaub' nicht so."

Patrick Wagner, ganz der findige Medienprofi, muss sofort einen Publicity-trächtigen Skandal gewittert haben, als er Maximilian Hecker die Geschichte am nächsten Morgen brühwarm auftischte. Fast wäre es auch zum Eklat gekommen. Einige Zeit später auf einer Party in Berlin traf nämlich Maximilian auf Dirk und stellte ihn mit zitternder Stimme und Tränen in den Augen zur Rede, drohte sogar mit so was wie Selbstmord, weil er sich von seinem Idol verstoßen fühlte. Dirk von Lowtzow wusste keinen anderen Ausweg, als sich aus der Umklammerung zu lösen und irritiert davonzuschreiten. Dieser Maximilian Hecker ist schon ein komischer Vogel. Keine Frage.

Trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb, schlug "Infinite Love Songs" mit seiner extrem übertrieben zur Schau gestellten Wimphaftigkeit voll ein. Man könnte es einen Geniestreich Kitty-Yos nennen. Ein Label, das es wie kein anderer deutscher Indie schafft, zu polarisieren und die konsensbemühte Indie-Hörerschaft zu spalten. Niemand würde etwas Schlechtes über Kettcar sagen, obwohl ich jede Wette eingehe, dass mindestens die Hälfte der Intro-Leser dem musikalischen Konzept der Band kritisch gegenübersteht. Das verhält sich bei jeder Peaches-, Gonzales- oder Go-Plus-Veröffentlichung sicher anders. Und so gab es auch mehr als nur verständnisloses Kopfschütteln als Reaktion auf das Debüt Maximilian Heckers.

Dieses konsequente Verweilen im Falsett zum Beispiel schien vielen Zuhörern unerträglich. Fair genug. Ich fand mindestens die Hälfte der Songs ziemlich beeindruckend. Und auch das nun folgende zweite Album beginnt mitreißend mit romantischen Pianoklängen und Mellotron. Es klingt erwachsener, trotzdem noch genauso zerbrechlich und weinerlich. Auch wenn die Stimme in einigen Momenten von "Rose" aus dem Falsett in tiefere Lagen herunterrutscht, wird durchgehend Schwäche demonstriert. Der Überraschungseffekt, von dem "Infinite Love Songs" enorm profitierte, ist natürlich verloren gegangen, trotzdem kann man sich der Kraft dieser teils schon etwas kitschigen, zarten Pop-Perlen nicht entziehen. Find' ich jetzt.