I’ll Be a Virgin ... CD

I’ll Be a Virgin, I’ll Be a Mountain

CD/LP, V2 Records 2006


Teleschau Mediendienst 44/2006

back Es geht in jedem einzelnen Lied um Glückseligkeit, sagt Maximilian Hecker. Das dürfte befremdlich sein für alle, die in Hecker bislang die personifizierte Melancholie sahen und vor allem hörten. Um weiteren Missverständnissen vorzubeugen, sei gleich vorweg der Titel seines vierten Albums "I’ll Be a Virgin, I’ll Be a Mountain" erklärt: "Die beiden Metaphern vom Berg und der Jungfrau enthalten meine Sehnsucht nach Ewigkeit und Reinheit. Entscheidend ist die Möglichkeit, in der Kunst diese Zustände vorwegnehmen zu können." Der Singer / Songwriter selbst bezeichnet das Album, an dem einiges anders ist als sonst, als seine bislang positivste Platte, "oberflächlich betrachtet".

"I lose my daydreams. I lose my colours. I lose my longing. I find myself," heißt es im letzten Track "Grey". Maximilian Hecker selbst hat sich verändert, sagt er. Während er sich früher mit der Sehnsucht begnügt und zurückgezogen habe, suche er heute die Gesellschaft anderer Leute. Er versucht, "Mensch zu werden." Nun kommt er also herunter aus seinem Elfenbeinturm und erweitert den Hecker-Kreis. Er hat das Label gewechselt, und lässt auch mal andere an die Instrumente, die er sonst alle selbst eingespielte. Sogar die Stimme bewegt sich mehr der Erde zu: Die Hälfte seiner neuen Songs singt der 29-Jährige mit Bruststimme anstatt im gewohten Falsett. Hecker schmachtet mal etwas kraftvoller – ein gelungenes Experiment.

Das alles bedeutet aber noch lange nicht, dass sich der deutsche Vorzeige-Musiker, den das Goethe Institut zu einer Welttournee einlud, der Masse andient oder zum James Blunt für Anspruchsvolle wird. Die Marke Hecker ist immer noch deutlich erkennbar. Für Reinheit sorgt bei den abwechslungsreichen Songs hin und wieder der sparsame Einsatz der Instrumente – wenn fast nur das Klavier oder die Akustikgitarre Heckers Stimme begleiten. Mitunter ironische Akzente setzen in den Pophymnen Hammond-Orgel, Waldhorn und Glockenspiel.

An der Geschichte mit der Glückseligkeit muss etwas dran sein. Das Album hat eindeutig einen positiven Effekt auf den Hörer: Man fühlt sich danach wie nach einer guten Massage – entspannter und gelöster als vorher.