Mirage of Bliss
CD, Blue Soldier Records/Gold Typhoon Music/Leeway/Love Da Records, 2012
Visions
back »Mirage of Bliss« ist das exakte Gegenteil seines brüchigen, minimalistischen Vorgängers: schwelgender Pop in bester britischer Tradition.
Dabei existiert zwischen dem zerbrechlichen »I Am Nothing But Emotion« und dem aktuellen, siebten Album von Maximilan Hecker durchaus eine direkte Verbindung: Wieder einmal geht es um die Liebe im Widerspruch zu seiner Sehnsucht nach Einsamkeit. Entsprechend plante Hecker, erneut enttäuscht von der Liebe zu einer Japanerin, auch dieses Album lediglich mit einem Diktiergerät aufzunehmen: eine Fortsetzung seiner inneren Zweifel, skizzenhaft notiert und unmittelbar verdichtet zu kleinen, gefühlvoll-eruptiven Liedern. Dann aber verschickte er die Demos doch an diverse Produzenten, um ihr Feedback einzufangen. Viele reagierten, einer besonders begeistert: Youth, Bassist von Killing Joke und Produzent von The Verve, Embrace und anderen. So verschieden die beiden Charaktere, so innig ihre unmittelbare Verbindung. Drum landete Hecker im Studio von Youth und nahm die vorliegenden zwölf schillernden Songs auf – wie gewohnt vollkommen alleine, bis auf den Bass, den Youth übernahm.
Entstanden ist ein dichtes Album voll zeitloser Größe im Arrangement, die einen ebenso an die schönsten Britpop-Momente denken lässt wie an die orchestrale Größe alter Scott Walker-Aufnahmen. Damit tut sich Hecker einen großen Gefallen. Denn so berührend der Vorgänger in seinem rauchigen Minimalismus auch war: Erst wenn er seine Songs gründlich ausgestaltet, kommt seine ganze kompositorische Grandezza zum Tragen. Hier lebt ein Musiker durch jeden einzelnen Ton, in jeder Zeile, mit jedem Akkord. Zutiefst berührend, maximal aufrichtig.