Mirage of Bliss
CD, Blue Soldier Records/Gold Typhoon Music/Leeway/Love Da Records, 2012
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back Da er sich hierzulande ja oft so schrecklich unverstanden fühlt – mit "Mirage of Bliss" gelingt Maximilian Hecker ein bewegendes Popalbum von internationalem Format.
So ganz genau weiß man bei Maximilian Hecker ja nie – kokettiert er nur mit dem Image des musikalischen Sensibelchens? Oder meint er es gar ernst, wenn er mit Bedauern feststellt, dass seine "kleist'sche, hölderlin'sche, rilke'sche Auffassung von Romantik" in Deutschland mittlerweile völlig unpopulär sei? Fest steht: seinem steten Aufstieg aus der Straßenmusikerszene in Popstar-Sphären folgte eine sehr jähe und sehr existenzielle Schaffenskrise, die sich 2010 in der militanten Reduktion von "I Am Nothing But Emotion…" Bahn brach. Was sich dort in schonungsloser Offenheit zeigte, legt die Vermutung nahe, dass dieser Mann im wahrsten Sinne des Wortes gelitten hat. Als Medizin scheint es aber wunderbar gewirkt zu haben - "Mirage of Bliss" wagt sich nämlich wieder ans Licht und übt die ganz große Geste.
Einen beträchtlichen Teil dazu beigetragen hat wohl vor allem Produzent Youth (u.a. The Verve), der sich mit der Inszenierung einer Pop-Hymne zweifelsohne bestens auskennt. Wenn man so will, bildet seine Arbeit das "Yang" zu Heckers "Yin" - ein notwendiges Maß an Bejahung, auf dass sich die Songs wieder aus ihrer Isolation wagen. Dabei wirken die Themen natürlich allzu vertraut und auch die Art des Vortrags ist altbekannt larmoyant.
Da kann sich Hecker in "Head Up High" noch so sehr um klare Statements bemühen ("Don't believe in all the tragic of this song / I'm just trying to clear this mess called love"), letzten Endes gefällt er sich dann doch in der Rolle des Deprivierten. Nur gut, dass die üppige Instrumentierung da einen schönen Kontrapunkt setzt – selbst auf der Insel dürfte man letzthin nur wenige derart durchgestylte Britpop-Produktionen zu hören bekommen haben. Sicher, das ist einerseits eiskalt kalkulierter Schmonz, doch auf der anderen Seite entwindet er sich stets der drohenden Beliebigkeit. Immer groß, doch nie seicht - vielleicht ist es die Symbiose der beiden ungleichen Charaktere von Youth und Hecker, die genau diese Balance meistert.
So ist "Mirage of Bliss" nach seinem wirklich schönen, wenngleich bedrückenden Vorgänger zum Glück eines nicht geworden: heiße Luft. Es bleibt ein diffuses Gefühl von Aufrichtigkeit und ehrlicher Empfindung, das diese Stücke beseelt, wenngleich ihnen in diesem pompösen Gewand die emotionale Wucht etwas abgeht. Dennoch: da kann sich manch ein Pop-Emporkömmling in Schleiflack-Ästhetik noch etwas von abschneiden.