Lady Sleep CD

Lady Sleep

CD/DLP, Kitty-Yo 2005


Dresdner Kulturmagazin | Mit dem Kopf in den Wolken

back Die Arme weit ausgestreckt zum Himmel, so begrüßt er uns. Maximilian Hecker, der Ex-Straßenmusiker mit dem außergewöhnlichen Pop-Appeal, bewies bereits mit seinen ersten beiden Alben 'Infinite Love Songs' (2001) und 'Rose' (2003) soviel Mut zum Gefühl, dass ihn die nationale Musikpresse mit Lobeshymnen überschüttete und gar als "Die Gegenwart des Songs. Die Zukunft von Pop" (taz) titulierte. Im letzten Jahr absolvierte der inzwischen 27-jährige Berliner auf Einladung des Goethe-Instituts eine Tournee, die ihn von Buenos Aires über Tel Aviv bis Sydney nicht nur rund um den Globus führte, sondern ihm auch wesentliche Inspirationen zu seinem neuen Werk 'Lady Sleep' gab. Und welch strahlend schöner, ergreifender Pop-Glanz zwischen Weltschmerz und Sehnsucht empfängt einen da!

Sogleich liefert er den philosophischen Überbau, um nervige Nachfragen zu vermeiden: "Das zentrale Thema von Lady Sleep ist die Sehnsucht nach Körperlosigkeit; dargestellt in der Sehnsucht nach Symbiose, Liebe, Tod, Narkose, Glückseligkeit und Wahnsinn." Was für ein Satz! Das Album, gemeinsam produziert mit Guy Sternberg, der kürzlich Jimi Tenors 'Beyond The Stars' masterte, beginnt mit zarten, minimalen Pianoklängen, die in opulenter, epischer Breite ausufern, und es endet mit hellen Glockenklängen und den einfachen Harmonien eines Kinderliedes. Dazwischen jedoch breitet er seine Seele aus: zart geschmolzene, aber nie kitschige, sparsam mit Streichquartett, Akustik-Gitarre, Drums und Piano intonierte Popsongs, die zwar seine Nähe zu den isländischen Soundästheten Sigur Rós, den an der Welt verzweifelnden Radiohead oder auch Grandaddy verraten, aber doch ihren ganz eigenen Charme entfalten. Nicht zuletzt ist es das warme, zerbrechlich wirkende Falsett, das seiner Stimme jene Unmittelbarkeit verleiht, die ihn unverkennbar und glaubwürdig macht.

Entspannter und klarer strukturiert als auf dem Vorgänger 'Rose', begegnet uns hier ein Singer/Songwriter, der sich, nach diversen Flirts mit 80's Synthie-Pop und Dancebeats, ganz auf die Stärke seiner zerbrechlich wirkenden Melodien verlässt. Songs wie das elegische 'Birch' und die beiden mitreißenden 'Summer Days In Bloom' und 'Full Of Voices' überstrahlen die Szenerie, doch gehört sein im Januar erscheinendes drittes Album in seiner Gesamtheit schon jetzt zu den gefühlvollsten Alben des Jahres 2005. Bleibt die berechtigte Hoffnung, dass der Live-Genuß dem in nichts nachsteht.