Live Review: 2009-05-26, Wien, Szene

Ein heiß-kalter Konzertabend bis zur Selbstaufgabe

back Robbie Williams hat mit Maximilian Hecker genauso viel gemein, wie die Freiheitliche Partei Österreichs mit einem pietätvollen Umgang mit Menschen, die nicht in ihr engstirniges Weltbild passen. Selbstredend soll der britische Frauenschwarm nicht mit einer Rechts-Außen Partei gleichgesetzt werden, die Widersprüchlichkeit erscheint dennoch genauso groß.

Maximilian Hecker, der 31-jährige exzentrische Singer-Songwriter aus Berlin, ist sich zumindest nicht zu schade, Williams’ „Misunderstood“ mit einer unpeinlichen Version zu würdigen, um sich gleich zu Beginn des Konzertes musikalisch zu entblößen. Natürlich inkognito, mit einer Elvis-Maske und versteckt am dunklen Bühnenrand.

Vexierbild

Die Maske sollte er im weiteren Verlauf des Konzertes nicht mehr brauchen; Maximilian Hecker erscheint nämlich nur im ersten Moment als schüchterner Musiker mit Dreiwochenbart und einer Bad Hair Day-Frisur für Fortgeschrittene. In Wahrheit ist er ein Künstler, der sich seiner stimmlichen, wie kompositorischen Fähigkeiten sehr wohl bewusst ist; nicht nur sein neuestes Album „One Day“ unterstreicht diese These immer wieder aufs Neue. Große Kunst unter dem Deckmantel eines Eigenbrötlers von nebenan.

Seine drei Mann starke Band hat es an diesem Abend nicht immer leicht mit ihm, der vermeintliche Solokünstler wechselt zwischen Klavier und Gitarre, wie es ihm gerade passt, um nach kurzem Blick auf die Setlist doch wieder zum anderen Instrument zu wechseln. Irren ist auch bei Maximilian Hecker nur menschlich.

Keine Show

Den Hauptteil des Konzertes bildet ein eineinhalbstündiger Ritt durch Alt und Neu, mal langsam und melancholisch, dann wild aufbrausend und kühn. Auch wenn die Band wahre Könner ihres Faches sind, die größten Momente sind dennoch die Solo-Stücke am Klavier, wo das Stimmwunderkind Hecker seine größten Stärken ausspielen kann. Keine Show, nur ehrliche Musik.

Heroin

Hecker, der sich selbst nur Maxi nennt, spricht des Nächtens auch gern mal mit Lou Reed, was nicht weiter verwundern würde, reale Freunde dürften dem Liederbarden ohnehin fremd sein. Kein Wunder also, dass „Heroin“, ein Song des US-amerikanschen Musikers, mit solcher Inbrunst am Klavier dargeboten wird, dass es einem im Publikum richtig heiß und kalt wird. Musik bis zur Selbstaufgabe.

Mit Drogen im Allgemeinen will Maximilian Hecker aber nichts zu tun haben, nippt nur gelegentlich am Dosenbier, um sich alsbald wieder seiner richtigen Sucht hinzugeben. Dem Vertonen von großen Gefühlen.