Live Review: 2009-05-25, München, Hansa 39

back Das Wochenende scheint den Münchnern noch ordentlich in den Knochen zu stecken – gerade mal hundert Leute haben sich an diesem Montagabend zum Konzert von Maximilian Hecker im Hansa 39 eingefunden.

Die Fans sammeln sich in der Sonne vor dem Club, und wer gut aufpasst, kann sehen, wie Maximilan Hecker ab und zu mit einem Bier in der Hand einen Blick aus dem Backstage-Raum nach unten auf die Straße wirft.

Erst als die ersten Pianoklänge zu hören sind, machen sich die Menschen schließlich auf in die dunkle, aber leider nicht kühle Halle. Am Keyboard sitzt ein Mann mit Maske, der Robbie Williams' Misunderstood spielt. Am Ende des Songs schließlich gibt er sich zu erkennen: "Servus, ich bin der Hecker Max", begrüßt er das Publikum auf Bayrisch.

Diese kleine Scharade ist programmatisch für den Abend. Maximilian Hecker inszeniert sich mit Hingabe selbst. Der Mann, der in Interviews höchst eloquent erscheint, verwirrt auf der Bühne mit hölzernen Ansagen, erzählt Geschichten ohne Pointe und beginnt Sätze, die schließlich unvollendet in der Luft hängen bleiben. Das Publikum reagiert unsicher mit dem einen oder anderen Verlegenheitslacher.

Hecker jedoch entspricht mit dieser aufgesetzten linkischen Unbeholfenheit genau dem Bild, das Medien gern von ihm zeichnen: Der schüchterne, etwas weltfremde Junge, der seinen Gefühlen nur über die Musik Ausdruck verleihen kann.

Tatsächlich scheint Maximilian Hecker ein anderer Mensch zu sein, sobald er zu singen beginnt. In der intimen Club-Atmosphäre wirken seine Songs noch einmal intensiver als auf CD. Romantik und Weltschmerz, immer knapp an der Überdosis vorbei.

Das Publikum zeigt sich überwältigt von so viel Gefühl und lauscht andächtig. Erst wenn der allerletzte Ton vollständig verhallt ist, wird geklatscht, um nur ja die nahezu magische Stimmung nicht zu stören.

Auch wenn der Schwerpunkt natürlich auf Songs vom aktuellen Album "One Day" liegt, durchstreift Hecker im Laufe des Abends sein gesamtes bisherigen Schaffen. Klassiker wie "Kate Moss" oder "Snow White" dürfen auf der Setlist natürlich auch nicht fehlen.

Seinen überraschenden Höhepunkt findet das Konzert jedoch, als Maximilian Hecker seine Mitmusiker von der Bühne schickt und alleine eine Piano-Version des Velvet-Underground-Klassikers "Heroin" zum Besten gibt. In knapp sieben Minuten durchlebt er live das gesamte Spektrum menschlicher Gefühlswelten, verliert sich völlig in der Musik und scheint sich in einer anderen Welt zu befinden. Doch auch das Publikum muss am Ende des Songs erst ganz langsam wieder in die Realität zurückkehren – zu intensiv und überwältigend war das gerade Dargebotene.

Mit seinen eigenen Kompositionen kann Maximilian Hecker den Gefühlsrausch anschließend sogar noch weiter steigern, sodass das Publikum nach der Zugabe "Silly Lily, Funny Bunny" immer noch leicht benommen wieder hinaus in die schwüle Münchner Abendluft tritt.