Live Review: 2006-02-07 Leipzig, Moritzbastei

Balsam für die Seele – Maximilian Hecker verzaubert seine Fans in der Moritzbastei

back Gefühlvolle und herzzerreißende Pop-Musik passt perfekt in die kalte Jahreszeit. Der Berliner Maximilian Hecker hatte genau das bei seinem Auftritt in der Moritzbastei im Gepäck. Ein Jahr nach dem letzten Gastspiel in den Gewölben unter der Leipziger Erde brachte versetzte er mit seiner dreiköpfigen Band erneut seine Fans in tiefe Melancholie.

Kurz nachdem die härtere Töne anschlagende Vorgruppe Sister Love auf den Abend eingestimmt hat, schleicht Hecker heimlich, still und leise auf die Bühne. Mit Akustikgitarre zaubert er zunächst seine Lieder dem erwartungshungrigen Publikum entgegen, das selbige aufsaugt und schnell in einen Taumel fällt. Zu hause ist Hecker jedoch am Keyboard. Stücke wie "Polyester" oder "The days are long and filled with pain" erobern vollends die Herzen der Fans.

Zwischen die Melancholie mischen sich jedoch hier und da auch härtere Töne. Unerwartet und explosionsartig knallen dem Zuhörer plötzlich schnelle, rockige Passagen entgegen. Das verleiht dem Konzert Abwechslung. Doch schnell kehrt die sehnsüchtige Stimme, vom Piano getrieben, zurück, wie Balsam für die Seele.

Am Anfang noch recht schüchtern, taut Hecker langsam auf und führt schon bald Selbstgespräche auf der Bühne. "Um Liebe geht es in meinen, Liedern nicht", sagt er mit einem Augenzwinkern, "nur um eigene Erlösung." Berührend ist seine Musik allemal. Auch wenn er nach eigener Aussage nicht zu einem seiner Konzerte gehen würde. "Wenn ich nicht zufällig ich selbst wäre, würde ich mich ja hassen", lässt er verlauten. Ergänzend fügt er hinzu: "Aber ich gehe sowieso nie auf Konzerte."

Für seine Fans ist das Konzert nach dem Titelsong seines letzten Albums "Lady Sleep" aber noch nicht zuende. Ganz im Gegenteil: Mit einer Zugabe der besonderen Art lässt der 28-Jährige erkennen, dass in ihm auch ganz andere Gesangstalente schlummern. Die beeindruckende Interpretation der beiden Dylan-Hits "Like a Rolling Stone" und "I want you" löst bei den Konzertgästen wahre Stürme der Begeisterung aus. Man kann kaum glauben, dass das der selbe Hecker ist, der kurz vorher so gefühlvolle Balladen in sein Mikrofon gehaucht hat. Hecker analysiert kühl: "Das kommt scheinbar besser bei euch an."

Mit einem neuen Stück aus seiner Feder entlässt er schließlich das überwiegend studentische Publikum in die kühle Februarnacht. Freilich nicht, ohne anzukündigen, dass im Herbst das neue, heißerwartete vierte Album in den Läden stehen wird. Ein baldiges Wiedersehen mit Leipzig ist also garantiert. Dann aber wohl besser zur Vorlesungszeit – damit die Moritzbastei das nächste mal etwas besser gefüllt ist als an diesem ersten Dienstag in den Semesterferien.